Nr. 15

 Portikus der Hispanität

Über einem romanischen Torbogen mit Elementen im byzantinischen und Mudejar-Stil sind die Worte „GENESIS DE LA HISPANIDAD“ (Entstehungsgeschichte der Hispanität) zu lesen. Der Rundweg hat uns durch die Geschichte von Christoph Kolumbus geführt: Von der Präsentierung seines Vorhabens und dessen Akzeptierung durch die Spanischen Könige, über die erste Entdeckungsreise bis zum Verlust der Santa Maria. Jetzt sehen wir uns mit der historischen Wahrheit konfrontiert, die weder geändert noch gelöscht werden kann. Wenn Sie den Torbogen durchschreiten, sehen Sie die beiden Schiffe, die Pinta und die Niña, welche die Nachricht über die Entdeckung überbringen werden. Der 12. Oktober 1492 ist daher ungenau. Die wahre Hispanität beginnt erst, als Kolumbus persönlich so Real Señorio (seinem königlichen Señorio) die entdeckten Territorien übergibt und danach Papst Alexander VI mit der ersten seiner berühmten Bullen die Eigentumsverhältnisse zugunsten der Spanischen Könige verbindlich regelt. 

Bevor Christoph Kolumbus seine zweite Expedition ausführte, wurde er geadelt und zum

Admiral ernannt. Unmittelbar danach brachte er mit Segelschiffen die ersten Siedler (1500

Personen) auf die Insel Española (1493). Das war der Beginn einer Geschichte, die mit all ihren Licht- und Schattenseiten über Jahrhunderte bis heute andauern wird. Historische Tatsachen können nicht ignoriert werden.

Nach dem Durchschreiten des Portikus befinden Sie sich auf dem Heck der Santa Maria (16). Von hier aus sehen Sie die andere Seite des Torbogens (15): Christus auf dem Thron und die vier Evangelisten. Kolumbus fühlte sich immer als ein von Gott Auserwählter, und alle Dokumente bestätigen das. „La Ympresa de las Yndias“ und seine Unterschrift „XpoFerens“

(Er, der DasChristus trägt) geben Zeugnis davon. Das ursprüngliche Ziel des Projektes, das Kolumbus den Spanischen Königen präsentierte, war, La Casa Santa (Jerusalem) zurückzuerobern, das Jahrzehnte zuvor in die Hände der Ungläubigen gefallen war. Er wollte zusammen mit dem Großkhan aus Asien (8) den letzten und endgültigen Kreuzzug durchführen. Kolumbus fühlte sich verpflichtet, alle Seelen, auf die er traf, dem christlichen Glauben zuzuführen (daran glaubte er bis zu seinem Tod, und es war ihm wichtiger, als

Reichtümer anzuhäufen). Erstaunlicherweise verfolgte König Ferdinand als Witwer von

Isabella und nach dem Tod von Kolumbus genau das gleiche Ziel: Er wollte Mittel aus der Las Yndias verwenden, um Jerusalem durch eine Abmachung, einen Kompromiss zurückzugewinnen. 

Die Realität unterschied sich ganz erheblich von dem, was der Admiral ursprünglich vorhatte und zu erreichen hoffte. Jene „Andere Welt“, das musste er auf seiner dritten Reise erkennen, hatte nichts mit dem zu tun, was er zu erreichen hoffte und war mit seiner ursprünglichen Idee nicht vereinbar. Er wollte keine Ländereien (seine Erben bekamen keine). Mit jeder seiner Reisen (es waren vier) verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Der alte Admiral konnte nicht in Frieden sterben. Er war zwar nicht allein oder verlassen, aber starb verbittert darüber, dass er in Ungnade gefallen war und deshalb alle Privilegien, die ihm zugestanden worden waren, verloren hatte. Sein Sohn Diego musste in jahrelangen Rechtsstreitigkeiten um sein Erbe und die Wiedererlangung der Privilegien kämpfen.