Nr. 8

Der Orientalische Turm: La Ynpresa de Las Yndias (Name des Projektes von Kolumbus

Was für ein Projekt stellte Kolumbus in verschiedenen Königshäusern vor? Von 1484 bis 1485 entwickelte der künftige Admiral seine Idee nach Westen zu segeln, um die Küsten von Asien auf kürzerem Weg zu erreichen. Er wollte von Indien (Ganges) aus Cathay (China) und Cipango (Japan) ansteuern. Amerika zu entdecken, war nicht sein Plan. Vielmehr wollte er als Gesandter der Spanischen Könige mit dem überaus mächtigen Großkhan Kontakt aufnehmen und die Freundschaft dieses Herrschers über Asien gewinnen, um zusammen mit dessen Truppen ein Heer zu bilden mit dem Ziel, die Ungläubigen aus Jerusalem zu vertreiben.

Die Realität war eine andere. Auch nach Entdeckung der Westindischen Inseln (Las Yndias Occidentales), wie Kolumbus sie nannte, hielt er an seinem Vertrag fest. Er wollte glauben, dass er in der Nähe von Asien war, wenn er Landkarten Bücher und Worte studierte, die ihn interessierten. Seiner Meinung nach lag es nicht an einer falschen Berechnung der Seemeilen, sondern an der Tatsache, dass Asien näher am Westen lag als bisher angenommen. (Vor seiner vierten Reise, auf der Suche nach Gewürzen, forderten die Spanischen Könige Kolumbus auf, sich gegenseitig zu respektieren, falls sie auf portugiesische Schiffe stoßen sollten, die bereits auf der entgegengesetzten Route unterwegs waren. Zu der Zeit war es schwierig, den genauen Längengrad zu bestimmen, da man noch nicht über präzise Instrumente verfügte.)

Kolumbus ließ sich von Marco Polo nicht inspirieren, aber wie dieser ist auch er nach seinen ersten Reisen auf der Suche nach Antworten. Pflanzen, Tiere und indigene Bevölkerung kamen für ihn aus dem Paradies, obwohl sie keinerlei Ähnlichkeit mit dem hatten, was man aus den uralten Beschreibungen von Asienreisenden kannte. Auch die ersten spanischen Siedler auf der Insel „Española“ fanden dort nicht gerade das Paradies auf Erden.

Für den Ersten Admiral von Indien (Primer Almirante de las Yndias) war es die Realisierung seines Lebenstraumes, für den er mit seiner Gesundheit bezahlte. Im Laufe der Jahre fiel Kolumbus in Ungnade, weil er seine Monopolrechte verteidigte, die ihm die Könige nach seiner Auffassung mit der Unterschrift von Santa Fe zugestanden hatten. Er blieb bis zu seinem Tod den Königen treu ergeben, und diese beschützen ihn, solange sie konnten, obwohl die Interessen des Königsreiches mit den von Kolumbus unvereinbar waren.